So, nachdem ich jetzt vor ca 2 Wochen endlich Condemned durchgespielt habe, hier mein kleines Review:
1. Einleitung
Zunächst habe ich noch vor dem Xbox360 Launch die Xbox Experience im Wiener MAK besucht, bei der rund 100 Geräte mit allen Launchtiteln getestet werden konnten. Gezeigt wurden dabei auf 95 Geräten Fifa, NBA, PDZ, NFS: Most Wanted und PGR. Auch einen eigenen PDZ Multiplayer Raum hat es gegeben. DOA4 wurde an einem Gerät gezeigt, das ständig belagert wurde; King Kong lief auf 2 Geräten und hat mir eigentlich ganz gut gefallen; da ich allerdings schon die PS2 Versoin hatte, war King Kong auf der Box kein Must-Have für mich, da das Spiel 1:1 das gleiche ist.
Nach dem Durchschreiten der Halle und Begutachtung der oben genannten Spiele wollte ich meine Xbox360 preororder eigentlich stornieren. Zu wenig haben mir die ausgestellten Titel gegeben.
Doch dann: auf einer einzigen - stets verlassenen - Konsole in einem "dunklen eck" lief ein Spiel, in dem es um einen FBI Agenten ging, der gerade eine Murder-Site untersucht. Innerhalb der ersten 10 Sekunden, in denen ich einfach nur den Bildschirm angeschaut habe, kamen wir unweigerlich Erinnerungen an den Film "Seven" (mit Brad Pitt, Gwynneth paltrow, Kevin Spacey). Der flair des Filmes schien gut eingebaut zu sein, stakste der Protagonist doch gleich am Anfang durch ein herunter gekommenes Gebäude, sprich: ein Drecksloch. Und da nahm ich den Controller in die Hand und spielte zum ersten Mal Condemned; nach 30 Minuten war für mich klar: PGR3 bei gameware abbestellen (ich habs jetzt aber Gott sei Dank doch und PGR3 ist in der Tat sehr sehr spassig) und stattdessen Condemned ordern.
So trudelte am Mittwoch vor Launch Condemned ein, und am Launch-Freitag kam der EMS Mann in die Kanzlei und brachte meine Xbox vorbei (das reimt sich gut); der Freitag abend sowie das ganze Wochenende gehörte ab dann Condemned..
2. Story/Atmosphäre
Wie gesagt: am Anfang kommt man zum Tatort eines Mordes, ein Police Officer empfängt einen vor dem Hauseingang und führt einen zum Geschehen. Es ist dunkel, abgefuckt und man kann förmlich den vermoderten Gestank der runtergekommenen Gänge und Räume wahrnehmen. Gott sei Dank hat man eine Taschenlampe dabei, um Licht ins Dunkle zu bringen. Am Anfang erfährt man auch gleich, daß die Stadt - es wird sich wohl um New York handeln - in der Kriminalität versinkt. 1000e homeless people bevölkern die Spielewelt und greifen sofort an, wenn man ihnen unter die augen tritt (vgl dazu im Detail weiter unten).
2.1 Beweissuche
Gleich in den ersten 5 Minuten wird man mit einer Besonderheit von Condemned konfrontiert: Das Such-nach-Beweisen-mit-deinen-Bewiessuchutensilien-Spiel. Mann muss nämlich öfters nach Hinweisen suchen, die sich nur im speziellen blauen oder grünen Licht erkennen können; hat man die Hinweise gefunden, so müssen sie fotografiert und digital ins FBI-Labor geschickt werden, wo die Kollegin das Zeug umgehend analysiert.
Das Beweise-Suchen Spiel ist grundsätzlich sehr zu begrüssen; es bringt Spannung und Abwechslung in das sonst First Person Shooter lastige Spiel. Allerdings sind die Möglichkeiten zu sehr beschränkt worden; nicht nur, daß das Spiel einem IMMER explizit sagt "Jetzt nach Beweisen suchen, drücke den blauen Knopf", nein, das Spiel gibt dir auch IMMER sofort das richtige Beweissuchtool in die Hand. Benutzt man dieses Tool, dann zeigt einem das Spiel auch, wo man suchen sollte (die Suchtools haben nämlich magische Pfeile, die dir anzeigen, in welche Richtung du das Ding bewegen sollst).
Hier wurde massig Potential vergeudet und zugunsten eines Spielsystems "für Blöde" geopfert. Man kann absolut nichts falsch machen und braucht nicht wirklich zu suchen; man beschränkt sich darauf, die Anweisungen des Spiels zu befolgen.
2.2 Es geht los
Mitten in der Untersuchung des Tatortes kommt man drauf, dass der Täter noch im Haus ist; in astreiner FPS Manier startet sogleich eine Verfolgungsjagd durch das verwahrloste Haus; die Levelarchtiektur ist dabei stets linear. Verlaufen kann man sich definitiv nicht, es gibt immer nur einen Weg nach vorne. Dies ändert sich auch nicht, sondern bleibt bis zum Schluss gleich, auch wenn man im Laufe des Spieles viele unterschiedliche Gebäude von innen kennenlernt.
Der Mörder entwischt natürlich (sonst wär das Game ja auch schon im ersten Level aus) und das Spiel beginnt. In jedem Level muss man - wie bereits angedeutet - sich durch ein gebäude kämpfen, um Hinweise auf den Täter - oder andere Morde - aufzufinden; die gebäude werden dabei von runtergekommenen Schergen bewohnt, die sich nicht klar artikulieren können, sondern sofort auf einen losgehen, indem sie einen mit allerlei herumliegenden Zeug verdreschen wollen.
2.3 Waffen
In Condemned wird alles als Waffe benutzt; seien es Rohre, die man aus der Wand reisst, Pistolen und Shotguns, die einfach so manchmal herumliegen, oder Holzbretter mit Nägeln drin. Sehr atmosphärisch ist, dass die Böslinge auf den Spieler sofort mit Gebrüll ("FUCK YOU! WARARAGGGGHHHH!") losstürzen, oder - falls sie noch keine Waffe haben - sich einfach irgendein herumliegendes Teil schnappen.
2.4 Story
Nun die Story will ich hier jetzt nicht spoilen; nur so viel dazu: im laufe des Spieles trifft man ein paar Leute, die einem unter die Arme greifen udn auf Leute, die einem ans Leder wollen. Die Rollenverteilung bleibt oft unklar. Wer ist gut? Wer ist böse? Was ist überhaupt los in dieser Stadt? Und vor allem: Wer ist dieser gestörte Massenmörder und warum tut er das, was er tut?
Im ersten Drittel des Spieles war ich noch voll gebannt; interessante Storyline, interessante Locations, sehr atmosphärisch.
Im zweiten Drittel kommt einem alles bereits bekannt vor; da dachte ich, das Condemned langweilig wird, weil sich alles wiederholt.
Im dritten Drittel kickt aber Condemned so richtig rein; ein unwahrscheinlich gutes Level wird einem geboten, bei dem man die Beweis-Such-Maschinen-Spürnase sinnvoll auspacken - und wirklich nach Hinweisen SUCHEN - muss. Dazu werden Schock-Szenen kredenzt, die mir als erfahrenen Alone in the Dark und Resident Evil Spieler das Blut in den Adern gefrieren haben lassen. Eine Szene ist derart herb, dass ich nacher nicht alleine weiterspielen wollte.
Ansonsten ist mit einigen Twists zu rechnen; das Storytelling hätte man aber stark verbessern können; die globale Hintergrundsstory wird nämlich bloß in Loading Screens erzählt; die konkrete Story wird allerdings stilgerecht in sehr schönen Cutscenes erklärt, die in der Spielegrafik gehalten sind. Dennoch wird ein bisschen zu wenig erzählt; vieles muss man sich zusammenreimen, hat dafür allerdings keine konkreten Anhlatspunkte.
3. Technik
3.1 Grafik
Mir gefallen die Locations von der Architekur und "Einrichtung" ziemlich gut, auch wenn sie nicht besonders weitläufig sind. An der Grafik ist meines Erachtens nichts auszusetzen: Ich halte Condemned für den schönsten Launch-Titel. Das liegt sicherlich zum einen am wunderschönen Lighting (vor allem, wenn Sonnenstrahlen durch ein Fenster scheinen, so schaut das wirklich gut aus) und zum anderen am schönen Charakterdesign; die Gesichter der Figuren wirken so detailliert wie in Metal Gear Solid 3, haben aber durch den technischen Vorsprung derXB360 noch mehr zu bieten, wie insbesondere Facial Shadows und natürlich Bump-Mapping; die Charaktere sehen insgesamt besser aus, als bei Doom 3 bzw Quake 4; vor allem werden die Gesichter oft stimmungsvoll in Nahaufnahme gezeigt.
Die Kamerafahrten in den Cutscenes erinnert ein wenig an Fahrenheit, obwohl sie nicht so perfekt inszeniert sind.
3.2 Sound
Zum Sound gibt es nicht viel zu sagen; er passt einfach und fällt daher nicht auf, was natürlich gut ist: ein spritziges Titletheme gibt es nicht, auch sonst keine Musikuntermalung.
Die Soundeffekte - und vor allem das Geplärr der bösen Angreifer - heben sich merklich vom Durchschnitt ab. Condemned klingt real. Condemned klingt gut!
4. FAZIT
Aufgrund der kleinen Defizite in Sachen Storytelling und vor allem wegen der kastrierten Beweissuche gibts 4 Sterne; die Story ist - und das muss man jedenfalls klar hervorheben -wirklich GUT! Da man erst am Ende draufkommt, was wirklich los ist, werde ich das Spiel wohl noch mal durchspielen, um alles zu kapieren. Im übrigen gibts in jedem Level eine gewisse Anzahl von Vögeln und Metallplatten zu finden, die allerdings bloß das Gamerranking auf XBOX Live beeinflussen. Im Spiel selbst kann man durch das Auffinden aller Vögel/Platten allerdings leider nichts freischalten; das ist schade, da - wie bei Fahrenheit - irgendwelche Boni, wie zB Artwork oder kleine Ingame-Movies, doch mehr Anreiz mit sich bringen würden, sich gescheit auf die Suche nach diesen Dingen zu begeben. Dennoch ist auch deshalb ein gewisser - wenn auch nicht grosser - Replay-Value zu gewärtigen. Wenn cihs nochmal durchspiele, dann möchte ich alles finden.
Im übrigen ist Condemned ziemlich brutal, was einige von euch auf den Plan rufen dürfte.
Abschließend ist zu sagen, dass Condemned einen Nachfolger verdient, der auf die aufgezeigten Defizite Bedacht nimmt; so ist es mir ein Anliegen, eine schwierigere Beweissuche antreten zu müssen; dennoch ist Condemned für mich ganz klar der beste Launchtitel; PGR3 ist zwar auch wunderbar, aber ein storylastiges Spiel ziehe ich persönlich jedem Raser vor.